Juden in Frankfurt (Oder)
Ab spätestens 1294 lebten Juden in der Stadt. Der Judenfriedhof wurde erstmals 1399 erwähnt. Bei einem Pogrom
1491/1492 wurden alle Juden getötet, aber es zogen bald darauf wieder Juden in die Stadt. 1561 gab es eine neu
errichtete Synagoge und 1697-1699 wurde erstmals in Deutschland das bedeutendste Schriftwerk des Judentums,
der Talmud, gedruckt. Im Jahr 1864 lebten 808 Juden in Frankfurt (Oder). Dies entsprach einem Anteil an der
Bevölkerung von 2,20 % bei insgesamt 36.727 Einwohnern. 1933 ging die Zahl auf 568 zurück, die bis 1934 in zwei
Gemeinden geteilt waren. Dies entsprach einem Anteil an der Bevölkerung von 0,75 % bei insgesamt 75.733 Einwohnern.
Die große reformierte Gemeinde saß in der sogenannten Orgel-Synagoge. Ihre Rabbiner waren um die Jahrhundertwende
Bergmann, vor 1924 Salomonski, danach Grün, 1928-1936 Ignaz Maybaum und zuletzt bis 1939 Curtis Cassel. Eine
weitere Gemeinde befand sich in der Spornmachergasse. Die Juden waren zu einem großen Teil nach dem Ersten Weltkrieg
aus Posen und Westpreußen zugewandert, da sie sich als Deutsche fühlten und nicht in Polen leben wollten. Die Stellung der
Juden in der Stadt wurde erst mit der Machtübernahme der NSDAP schwierig. Zuvor war beispielsweise der Zahnarzt der
Militärgarnison, Gumpert, ein Jude. Allerdings gab es auch nach 1933 freundschaftliche Verhältnisse zu Juden. So wurde
der Synagogendiener Glass noch einen Tag vor den Novemberpogromen von einem SA-Führer zu dessen 50. Geburtstag
eingeladen. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge angezündet und brannte im Inneren aus und jüdische Geschäfte
wurden geplündert und zerstört, jüdische Familienväter verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Das Synagogengebäude
wurde später als Lagerraum genutzt und in den 1950er Jahren zur Errichtung von Wohnraum abgerissen. 1944 lebten noch
62 Juden in Frankfurt (Oder). Seit 1998 gibt es in Frankfurt (Oder) auch wieder eine jüdische Gemeinde, die mehr als 240 Mitglieder
zählt, aber bis heute außer einem Gemeindezentrum im Stadtgebiet Halbe Stadt keine würdige Synagoge besitzt. Seit dem 16. März
2008 besitzt die Jüdische Gemeinde als erste in Brandenburg nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine eigene Tora-Rolle, die sie
vom chassidischem Bildungszentrum Chabad Lubawitsch als Geschenk erhalten hat.Es gibt auch wieder einen jüdischen Friedhof.